Kommt er – oder kommt er nicht?

Der zuverlässige Rückruf aus allen Lebenslagen ist einer der größten Wünsche der meisten Hundehalter. Dem Rückruf Folge zu leisten ist allerdings für den Hund eine ziemlich komplexe Sache und beinhaltet viel mehr als einfach nur auf Zuruf oder Pfiff zum Menschen zurückzulaufen.

Dazu kommt, dass es für unsere Vierbeiner kein wirklich hündisches Äquivalent zum Rückruf gibt:

Hunde untereinander verfügen über kein explizites Lautmerkmal oder eine explizite körpersprachliche Geste, was dem anderen Artgenossen mitteilt, er solle sofort und ohne zu zögern schnell und dicht zu dem „Rufenden“ herankommen.

Ganz anders ist das z.B. bei Abbruchsignalen, wo der Hund im Gegensatz zum Abruf etwas nicht tun soll.  Also wie beim menschlichen Abbruchsignal „nein“, wo ein Hund ziemlich schnell lernen kann, dass er etwas nicht oder nicht so tun darf, wie es ihm gerade einfällt, weil es entsprechend ähnliche Abbruchsignale schlicht auch unter Hunden gibt:

Knurren mit Zähne zeigen und Drohfixieren bei entsprechender Körperhaltung ist dabei ein klassisches Beispiel, was ziemlich gut verständlich vom Mensch adaptiert werden kann und vom Hund dann auch entsprechend zügig verstanden wird. Dabei muss man als Mensch natürlich nicht unbedingt selbst „Knurrlaute mit gebleckten Zähnen“ von sich geben, aber ein strenges, grollendes Nein mit tiefer Stimme geht schon ziemlich in die selbe Richtung.

Das hat natürlich unter anderem dem Grund, dass diese Form der Kommunikation fast im gesamten Tierreich (inkl. uns Menschen) artübergreifend präsent ist:

Das gilt sowohl für die Schlange, die sich zischend und drohend aufrichtet als auch für die fauchende Katze, die sich mit gesträubtem Fell und gekrümmtem Buckel in Verteidigungshaltung begibt oder für uns Menschen, wenn wir einen zielgerichteten Schritt mit gleichzeitigem Blickkontakt ins Gesicht auf jemanden zu machen, um ihn von etwas abzuhalten oder in seinem Tun zu unterbrechen.

Zwar gibt es im Tierreich durchaus auch innerartliche Warnlaute, die die eigene Gruppe/Familie zusammenrufen sollen, aber die haben weder die Funktion noch den Ursprung, den wir Menschen schlussendlich mit einem sicheren Rückruf für unsere Hunde etablieren wollen:

Jeder kennt bestimmt die Entenmutter, die mit lauten Geschnatter ihre Küken zu sich ruft, wenn ein potenzieller Fressfeind auftaucht. Also unser Hund zum Beispiel.

Das ist aber eben nicht vergeichbar mit einem auftrainierten Rückruf – unser Kind würden wir schließlich auch nicht mit einem fröhlichem „Komm“ in unsere Richtung dirigieren, während es nur millimeterweit davon entfernt ist, den nächsten Schritt auf die vielbefahrene Autostraße zu setzen…

Will ich als Hundehalter meinem Hund also einen sicheren Rückruf beibringen, muss ich mir selbst an 1. Stelle darüber bewusst sein, dass wir beim Abrufen vor allem über ein Trainingskonzept mit unserem Vierbeiner sprechen, das ihm Inhalte vermitteln soll und  keine echte Entsprechung in seinen natürlichen Verhaltensweisen hat. Der Rückruf liegt ihm also nicht zwangsläufig  im Blut. Ein Warnruf gegebenenfalls aber vielleicht schon…

Kurz gesagt: Mit dem Rückruf willst Du Deinem Hund beibringen, auf ein konditioniertes Signal hin (Ruf oder Pfiff) sofort und dicht zu Dir heran zu kommen. Und zwar, obwohl dieses Kommando für ihn aus hündischer Sicht eigentlich keinen Sinn macht. Meist soll er nämlich mit etwas aufhören, was ihm gerade echt Spaß bereitet oder ihm aus anderen Gründen derzeit wichtig ist.

Der Rückruf beim Hund ist eine komplexe Handlungskette

Willst Du Deinem Hund also einen verlässlichen Rückruf beibringen, musst vor allem Du als Hundebesitzer wissen, was Dein Hund dabei alles unsetzen können muss. Denn wenn Du das nicht weißt, wirst Du ihm auch keinen guten Abruf beibringen können.

Ein sicherer Rückruf beinhaltet insgesamt 7 Elemente:

(1) Der Hund hört sofort mit allem auf, was er gerade tut. (2) Er dreht sich in Richtung seines Menschen und setzt sich (3) danach in Bewegung zu ihm. Das ganze macht er mit (4) Tempo, (5) ohne Unterbrechung, (6) landet bei seinem Halter und (7) bleibt dort, bis er andere Informationen bekommt.

Was bedeuten die 7 Elemente des Rückrufs genau?

Anhand eines alltäglichen Beispiels, das vielen Hundehaltern leidlich bekannt ist, erkläre ich Dir nun alle 7 Elemente einmal ganz lebensnah.

Der Rückruf aus dem Spiel mit anderen Hunden:

  • (1): Mit allem aufhören,was Dein Hund gerade tut. Er muss also sofort das Spiel mit Artgenossen abbrechen; die Kommunikation und Interaktion mit ihnen unterbrechen und innerhalb von Sekunden selbsttätig eine Handlung unterlassen, die ihm aktuell großen Spaß bereitet!
  • (2): Sich in Deine Richtung drehen. Dein Hund muss nicht nur mit allem aufhören, das ihm Freude macht, er muss sich im Anschluss auch aktiv in Deine Richtung drehen. Tut er das nicht, kannst Du ziemlich sein, dass er bestenfalls den Spaß zwar noch kurz unterbrochen hat, danach aber weiter machen wird.
  • (3): Er muss sich in Deine Richtung in Bewegung setzen. Guckt er nach Deinem Rückruf-Kommando nur kurz, macht aber keine Anstalten, in Deine Richtung zu kommen, wird er sich sehr wahrscheinlich wie unter Punkt 2 im Anschluss einfach wieder dem Spaß zuwenden.
  • (4): Dein Hund soll sich mit Tempo in Deine Richtung bewegen. Tempo ist ernsthaft (!) wichtig für einen verlässlichen Rückruf, weil es das Bindeglied für die Punkte 1, 2, 3 und den anschließenden Punkt 5 ist!
  • (5): Dein Hund soll mit Tempo und ohne Unterbrechung zu Dir laufen. Denn nur ein Hund, der mit Tempo kommt, wird sich auf dem Rückweg nicht noch andere Dinge überlegen – also z.B. zu den spielenden Artgenossen zurück zu rennen. Das bedeutet: Die Punkte 1, 2, 3, 4 und 5 müssen für einen sicheren Rückruf kurz nacheinander geschaltet und fließend ineinander übergehen. Im Umkehrschluss wird ein Hund, der nicht mit Tempo kommt, sehr wahrscheinlich auch schon bei den vorhergehenden Punkten eher unzuverlässig sein oder spätestens bei Punkt 5 abbrechen, wenn ihm der Sinn doch nach etwas anderem steht.
  • (6) Bei Dir ankommen. Dein Hund soll wirklich bei Dir ankommen, nicht vorbei rennen, nicht kurz vorher stoppen und danach doch wieder eigene Sachen machen. Dieser Punkt ist wiederum klar verbunden mit dem letzten, nämlich für einen Moment bei Dir zu verbleiben.
  • (7) Dein Hund soll nicht nur bei Dir ankommen, sondern auch bei Dir bleiben und auf weitere Informationen warten. Er soll also nicht nur im Vorbeifliegen ein Käsestück aus Deiner Hand schnappen und mit einer scharfen Kurve wieder woanders hinrennen – also zu seinen spielenden Kameraden -, sondern darauf warten, was Du ihm als nächstes mitteilst. Und wenn es passt, kannst Du ihn danach auch gerne wieder ins Spiel schicken.

Diese 7 Elemente gelten für den Aufbau eines guten Rückrufs immer!  Es ist egal, womit Dein Hunde gerade beschäftigt ist. Ob es nun das Spiel ist, das Losstürmen nach einer Krähe oder einem Kaninchen, ob er sich gerade bereit machen will, einem Artgenossen die Meinung zu geigen. Das ist im Ergebnis eine sehr große Lernleistung für den Hund.

Willst Du Deinem Hund also einen verlässlichen Rückruf beibringen, musst Du auf alle 7 Punkte achten. Je nach Hund und Hundetyp kann es auch sein, dass Du sie alle seperat & ziemlich akribisch einzeln eintrainieren und dann zur gewünschten Handlungskette zusammenfügen musst.

Hinweis:

Es ist aus meiner Erfahrung tatsächlich viel einfacher, Hunden ein STOPP! mit Vollbremsung beizubringen als den verlässlichen Rückuf! Der Hund muss nämlich beim Stopp nichts anderes tun, als einfach stehen zu bleiben. Das sind genau nur zwei Elemente einer Handlungskette:

  • (1): Aufhören, mit allem, was er tut
  • (2): Stehen bleiben. Und diese beiden Punkte bedingen sich eigentlich ohnehin schon fast gegenseitig…

Das gilt insbesondere für Hunde, die schon gelernt haben, dem Rückruf nicht zu folgen!

Hast Du also schon Probleme beim Rückruf und willst ihn verbessern, ist es umso wichtiger für Dich zu verstehen, an welchen Stellen Du und Dein Hund Schwierigkeiten haben. Denn nur wenn Du den Punkt/die Punkte kennst, wirst Du das erfolgreich verändern können!

Fallstricke im Aufbau des Rückrufs beim Hund

Bestenfalls bist Du Dir von Anfang an über die oben genannten 7 Elemente bewusst und gestaltest Dein Rückruftraining entsprechend.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Du Deine Körpersprache an Deinen Hund anpasst: Frontales stehen und rufen sorgt bei vielen Hunden eher dafür, dass sie nicht, langsam oder nur zögerlich kommen. Vor allem im Aufbau des Rückrufs, weil Du dann aus Hundesicht eher ein Drohverhalten einnimmst – und das bedeutet, Dein Hund soll auf Abstand bleiben (siehe oben unter Abbruchsignale und auch in meinem Blogartikel Führung übernehmen). Genau auf diesem Wege bringen leider viele Hundehalter ihrem Vierbeiner schon vom 1. Tag an sehr nachdrücklich bei, dass er später niemals mit Gescwindigkeit kommen wird…

Ein zusätzlicher Stolperstein ist, dass Du Dein Rückruf-Kommando bestenfalls noch gar nicht im Alltag benutzen solltest, solange Du es Deinem Hund nicht verlässlich genug beigebracht hast:

Benutzt Du Dein Rückruf-Signal nämlich ständig, obwohl Dein Hund die 7 Elemente noch gar nicht verlässlich miteinander verknüpft hat, und rufst ihn z.B. jedes Mal, wenn er gerade zu anderen Artgenossen abgedampft ist, lernt er stattdessen oft 2 ganz andere Dinge – erstens, dass Dein Rückruf für ihn nicht bindend ist und zweitens, dass Dein Ruf im Zweifel den Startschuss zum Losrennen markiert.

Das heißt, Du verbrennst Dir Dein Rückruf-Kommando auf diesem Weg sehr wahrscheinlich schon selbst im Trainingsaufbau. Dein Hund und Du haben im ungünstigsten Fall nachher vielleicht sogar zwei völlig unterschiedliche Auffassungen von der inhaltlichen Bedeutung des Rückrufs. Dieses Auseinandergehen über die eigentliche Aussage eines Kommandos ist übrigens ein absolut gängiges Alltagsproblem zwischen Hund und Halter. Nicht nur beim Rückruf.

Wie das beim Hund aussehen kann, wenn Du Signale verwendest, die Dein Hund nocht nicht gut genug kennt und welche folgenschweren Assoziationsketten daraus entstehen können, kannst Du Dir übrigens in meinem Videobeitrag bei Facebook zum Thema Jagdverhalten anschauen.

Das sog. „Schlamper-Signal“:

Such Dir insbesondere für die Trainingsphase des Aufbaus, für den Alltag und wackelige Situatonen ein zusätzliches Signal zum Rückruf aus. Du wirst Deinen Hund – seien wir ehrlich und lebensnah – natürlich auch rufen oder mal rufen müssen, obwohl Du nicht garantieren kannst, dass er kommen wird!

Bei mir und meinen Hunden ist das Schlamper-Signal „Komm“ oder ein spezieller Pfiff. Dabei sollen die Hunde natürlich schon kommen, es ist aber ein Übergangs-Kommando. Das benutze ich bis zu der Zeit alternativ in Situationen, wo ich weiß, dass der Rückruf noch in die Hose gehen könnte.

Der Vorteil ist: Du machst Dir nicht von Beginn an schon Deinen sicheren Abruf kaputt, weil der Hund eben gerade nicht oder nicht so zurück kommt, wie Du es mit dem verlässlichen Abruf als Ziel hast. Zudem kannst Du nachher oft alle Kommandos quasi wahllos nutzen, sobald Dein Hund die gesamte Handlungskette des Rückrufs verinnerlich hat:

Für all meine Hunde spielt und spielte es nachher keine große Rolle mehr, ob ich „komm“oder „hier“ gerufen oder ob ich gepfiffen habe: Die Schlamper-Signale waren zum Schluss fast genauso zuverlässig wie der ernsthafte Rückruf.

Gibt es denn jetzt den 100%igen Rückruf?

Die ehrliche Antwort ist NEIN.

Den gibt es genau so wenig, wie Du auf Deiner Arbeit versichern kannst, niemals einen Fehler zu machen.

Den gibt es genau so wenig, wie Du Deiner Frau, Deinem Mann oder Deinen Kindern zusichern kannst, dass es zwischen euch niemals Missverständnisse oder Konflikte geben wird.

Das, was Du Dir vornehmen kannst ist, so wenig Fehler wie möglich zu machen und so gut es geht, Missverständnisse auszuräumen oder Konflikte nicht bis zum Ende eskalieren zu lassen.

Du wirst in die Situation kommen, wo Dein Hund – trotz besten Rückruftranings – sich trotzdem einmal anders entscheidet. Es wird es Dir aber einfacher machen, sowas zur Ausnahme zu erklären, wenn Du eben genau um die 7 Elemente des Rückrufs weißt. Es wird Dir schlicht in der Summe umso weniger passieren, je sauberer Du den Rückruf für Deinen Hund von Beginn an aufbaust.

Und vor allem gilt als wichtiger Tipp: Lein Deinen Hund nicht in Situationen ab, in denen er sich tatsächlich schnell vergessen könnte! Also beispielsweise in wildreichem Gebiet, in der Dämmerung oder nachts oder wenn Du an einer bekannten Hundespielwiese vorbei kommst. Sowas geht zu oft in die Hose und bringt noch einen gravierenden Nachteil mit sich – Dein Hund lernt trotzdem was!  Nämlich dass er den Rückruf nach eigenem Ermessen ignorieren kann…

Zu einem guten Rückruftraining gehören i.d.R. im Ergebnis tatsächlich oft auch Abbruchsignale:

Es mag sicherlich Hunde geben, die rein über eine Super-Belohnung in Verbindung mit einem sauberen Aufbau des Rückrufs gelernt haben, wirklich aus jeder Situation sofort zurück zu kommen.

Es gibt aber auch genug Hunde, denen Deine Super-Belohnung am Ende ziemlich schnurz ist, wenn es ihnen wichtiger ist, das Karnickel zu jagen, ungefragt ins Hundespiel abzudampfen oder Bello von nebenan die Visage neu zu gestalten.

Da wirst Du im Zweifelsfall nicht drum herum kommen, Dir schon bei Punkt 1 des Rückrufs Gedanken darüber zu machen, ihn zuerst selbst aktiv via Abbruchsignals in einer Handlung zu unterbrechen, damit Du überhaupt bei Punkt 2 und 3 ankommst.

Hat Deine Beziehung zum Hund Einfluss auf das Rückruftraining?

Ja, zumindest kann sie das haben.

Vor allem bei den 3 ersten Punkten der Handlungskette des Rückrufs:

Ein Hund, der Dir schon im Alltag nicht zuhört, auf seinen Namen nur nach eigenem Ermessen reagiert und auch ansonsten dafür sorgen kann, dass Deine Entscheidungen jederzeit verhandelbar sind, der hat schlicht keinen Grund mehr, den Rest der Handlungskette zum Rückruf noch auszuführen. Unabhängig davon, wie gut Du die einzelnen Punkte mit lecker Leberwurst trainiert hast.

Das beudeut konkret: Obwohl es in der Hundesprache kein entsprechendes Äquivalent zum Rückruf gibt, existieren aber durchaus Regeln, Grenzen und eine dazu passende Kommunikation im sozialen Miteinander. Diese Punkte sind in gewissem Rahmen – artübergreifend – natürlich auch in der Mensch-Hund-Beziehung wichtig und beinhalten klare Abbruchsignalen vom Menschen an seinen Hund. Und dabei hapert es, meiner Erfahrung nach, bei so einigen Hundehaltern, die mit dem Rückruf ihres Hundes Probleme beschreiben:

Denn die Leberwurst zwar kann viel auf den Weg bringen, aber am Ende trotzdem keine Beziehungsprobleme auflösen. Leberwurst kannst Du essen, aber eben nicht mit ihr harmonisch zusammen leben, weil sie irgendwann anfangen wird zu stinken… Raumspray wäre da auch keine dauerhafte Lösung!

Für den Aufbau eines guten Rückrufs brauchst Du eine verlässliche Beziehung. Die beinhaltet, dass Dein Hund Dich als souveräne, handlungsfähige und klare Führungsperson wahrnimmt, aber trotzdem nicht als permanenten Spielverderber: Rufst Du Deinen Hund ständig aus Spaß heraus, kannst ihm im Gegenzug aber nichts außer Langeweile und einem trockenen Keks bieten, dann wird er sich sehr schnell überlegen, ob Kommen auf Kommando für ihn überhaupt Sinn macht.

Musst Du Dich zum sprichwörtlichen Affen machen, damit Dein Hund kommt?

Die Antwort ist einfach: Wenn Du das regelmäßig machen MUSST, damit Dein Hund überhaupt – und nur eventuell – in Erwägung zieht zu kommen, dann bist Du nicht mehr beim Rückruftraining. Du hast sehr wahrscheinlich eher ein Beziehungsthema mit Deinem Hund. Was übrigens gar nicht bedeutet, dass die Beziehung „schlecht“ ist – aber vielleicht sollte man doch noch einmal über die Rollenverteilung sprechen?

Im Aufbau des Rückruf-Kommandos hingegen macht es Sinn, wenn Du auch mal den witzigen Affen machen kannst. Vor allem bei dem Punkt „Tempo“: Der Rückruf selbst soll dem Hund Spaß machen, obwohl er dafür gerade eine andere tolle oder ihm anderweitig wichtige Situation verlassen muss. Und das hat für Deinen Hund natürlich mit Dir und Deinen Interaktionen mit ihm zu tun!

Es geht aber im direkten Vergleich hier um zwei unterschiedliche Punkte:

Musst Du Dich zum Affen machen, damit Dein Hund – je nach Laune – überhaupt zurück kommt, dann nimmt Dein Hund Dich weder ernst, noch hast Du vermutlich den Rückruf sauber eintrainiert.

Machst Du Dich hingegen zum Affen, weil Dein Hund sofort kommt, dann ist das eine adäquate und richtige Bestätigung für ein gewünschtes Verhalten. Das sind kleine, aber feine Unterschiede für das Ergebnis.

Und bedenke: Dein Hund weiß, ob Du Dich wirklich freust oder nur so tust, um ihn mit gespielter „Freude“ in Deine Richtung zu manipulieren. Auf letzteres fällt auch ein Welpe nur max. 3 Mal rein – danach nie wieder!

Das Herzstück zum schnellen Rückruf ist das Tempo – und der Spaß des Hundes am Tempo selbst!

Willst Du den Rückruf mit Deinem Hund so lebensnah und engagiert wie möglich üben, dann verzichte auf jeden Fall auf die klassische Variante „Sitz + Rückruf:

Dabei lernt Dein Hund weder für das Alltagsleben, noch ist es hilfreich für Dein Sitz-Kommando. Dein Hund sitzt eben gerade nicht und starrt Dich an, wenn Du ihn vom Kaninchen abrufen willst, aus dem Spiel mit anderen Hunden oder er mit dem Kopf im Maulwurfshügel verschwunden ist. Meist machst Du Dir mit solchen Übungs-Kombinationen nur Deinen Sitz-Befehl kaputt.

Warum das so ist, kannst Du Dir in meinem Videobeitrag „Problematische Übungskombinationen“ vom 16.11.20  in unserer Videothek anschauen.

Für das möglichst lebensnahe Rückruftraining musst Du daher idealerweise schon selbst für eine hohe Erregungslage Deines Hundes sorgen, damit er mit Tempo, entsprechenden Erwartungshaltung und Spaß zu Dir rennt.

Ein guter Rückruf ist ein Rückruf, der sowohl Dir als auch Deinem Hund gefällt.

Du solltest also insbesondere im Aufbau schon dafür sorgen, dass Dein Hund wirklich gerne kommen will und für sich auch einen Vorteil und Spaß daran findet, zu Dir zu kommen. So macht es für einen jagdlich ambitionieten Hundetyp/Hunderasse sicherlich keinen Sinn, den erfolgreichen Abruf mit einem langweiligen Stück Trockenfutter aus der Hand zu belohnen, während Du stocksteif in frontaler Körperhaltung zu ihm stehst.

Das wird der beim nächsten Mal nicht mehr machen, sobald der Hase am Horizont zu sehen ist. Versprochen.